Sitzende Frau mit Bibel in den Händen

Wiedererkannt

Gestern waren wir kurz in der Gemeinde, um unsere Tochter von einem Musical-Camp abzuholen, als ein junger Mann plötzlich vor mir stand: „Hey Jürgen, ich bin Alex. Ich kenne dich, das finde ich ganz schön krass!“, sagte er zu mir. „Du hast mal in Spandau  bei einem Jugend-Event gepredigt, und da saß ich als kleiner Teenie dabei und habe dir zugehört!“

Das ist wirklich krass – nicht nur, dass mich nach so vielen Jahren jemand wiedererkannt hat (sicherlich hat er sich auch sehr verändert, zumindest kann ich mich in all den Jahren nicht an einen voll-bärtigen Teenie erinnern). Er hat mein Gesicht einem Event zugeordnet und mich dann auch noch mit meinem Namen angesprochen. Und das alles, obwohl wir vorher noch nie ein Wort miteinander gesprochen haben. 

Kennengelernt

Jetzt haben wir uns wirklich kennengelernt. Ich bin für ihn nicht irgendein Fremder, der irgendwann in einer Gemeinde auftaucht und von einer Bühne herab zu anderen spricht. Er ist für mich jemand mit einem Gesicht und einem Namen. Wenn wir uns wiedersehen, dann werden wir sicherlich immer noch wissen, wer der andere ist, eben, weil wir uns kennengelernt haben. 

Zwischen kennen und kennen liegt nämlich ein himmelweiter Unterschied. Ich kann jemanden kennen, ohne ihn zu kennen. Kenne ich ihn, weil ich ihn predigen höre, weil ich seinen Blog lese, ihn im Fernsehen oder auf der Bühne gesehen habe? Kennen tue ich ihn nicht wirklich.

Ich kann viel Wissen über jemanden haben, ohne ihn zu kennen. Das ist bei Menschen so, das ist aber auch bei Gott so. Über Gott etwas zu wissen ist etwas anderes, als ihn kennen zu dürfen. 

Gott kennenlernen

Ein guter Weg, Gott kennenzulernen ist es, sein Wort zu lesen und mehr und mehr zu tun von dem, was sein Wille ist. Aber, ich kann die Bibel wie einen Zeitungsartikel oder Roman lesen – ich lerne neue Fakten kennen. 

Bibellesen kann aber auch ein Raum sein, in welchem mir Gott begegnet. Wenn ich „über seinem Wort meditiere“, es wirken lasse, mit Gott darüber spreche und Gott Raum gebe zu antworten. Dann kann es sein, dass das Wort lebendig wird und Gott durch sein Wort spricht. 

Der Unterschied zwischen toter Religion und lebendigem Glaube ist eben, dass der Glaube an Gott lebendig ist, weil Jesus lebt. In Psalm 46,1 (HfA) schreibt David zum Beispiel: „Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in Zeiten der Not.

Du liest solch einen Text und lernst: „Aha, Gott ist also eine Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in  Zeiten der Not“ – sehr interessant. Aber wenn du selbst in Notzeiten gerätst und auf Gottes Hilfe vertraust, dann wird sich dein Verhältnis zu ihm auf jeden Fall spätestens dann ändern, wenn du merkst, dass er antwortet. 

Ein Vorrecht

Es ist ein Vorrecht, dass wir Christen Gott nicht nur aus der Theorie heraus kennen dürfen oder von Ferne sehen, wie er auf einer Bühne steht, sondern, dass Gott an einer lebendigen Beziehung interessiert ist. Ein Vorrecht ist es, Gott kennen zu dürfen. 

Mich hat auf jeden Fall begeistert, wie der alte Paulus die Beziehung zu Gott beschrieb. Wir finden viele Passagen in der Bibel, die davon sprechen, eine habe ich herausgesucht: 

Aber seit ich Christus kenne, ist für mich alles wertlos, was ich früher für so wichtig gehalten habe.  Denn das ist mir klar geworden: Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Um seinetwillen habe ich das alles hinter mir gelassen; es ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe. Mit ihm möchte ich um jeden Preis verbunden sein. Deshalb versuche ich jetzt nicht mehr, durch meine eigene Leistung und durch das genaue Befolgen des Gesetzes vor Gott zu bestehen. Was zählt, ist, dass ich durch den Glauben an Christus von Gott angenommen werde. Darauf will ich vertrauen. Um Christus allein geht es mir. Ihn will ich immer besser kennen lernen: Ich will die Kraft seiner Auferstehung erfahren, aber auch seine Leiden möchte ich mit ihm teilen und mein Leben ganz für Gott aufgeben, so wie es Jesus am Kreuz getan hat. Dann werde ich auch mit allen, die an Christus glauben, von den Toten auferstehen“ (Philippe 3, 7-10 HfA).

Das Paulus Gott persönlich kennenlernte, hat ihn und sein Leben augenscheinlich sehr verändert. Ob wir das in unserem Leben zulassen oder ob es eher ein theoretisches Konstrukt bleibt, diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de