Selbstbewusstsein
Wenn ich in Gemeinden zum Predigen eingeladen werde, dann erhalte ich nach dem Gottesdienst oft gutes Feedback. Das ist gut für die Seele. Auch wenn ich Hochzeitsreden gehalten habe, tut die Kritik meiner Seele und meinem Selbstbewusstsein gut.
Oft höre ich Worte wie: „Du hast es geschafft, uns zum Lachen und zum Nachdenken zu bringen.“ Oder: „Dein Humor hat die Predigt richtig aufgelockert. Da konnte ich viel besser zuhören, als es dann ernst wurde!“ „Du hast mich wirklich zum Nachdenken gebracht und das Zeugnis über dein Leben hat mich nachhaltig verändert.“
So oder ähnlich höre ich es oft. Auch nach den morgendlichen Predigten schreiben mir Menschen und bestärken mich. Aber dann komme ich nach Hause, dann beginnt der Alltag und dann bin ich so, wie ich bin. Menschen, die mich predigen hören oder meine Gedanken lesen, kennen ja nur meine Schokoladenseite.
Stärken und Schwächen
Meine Familie zu Hause kennt mich mit allen meinen Stärken und Schwächen. Und es macht ihnen nichts aus, mich darauf anzusprechen. „Man, hast du wieder eine Laune …“, ist da noch ein nettes Zitat. Aber das ist in Ordnung!
Es ist mir bewusst, dass es nicht darauf ankommt, dass Menschen nur eine bestimmte Rolle von mir sehen, eine Hülle oder Facette. Es reicht eben nicht, der humorvolle Sonntagsprediger oder Hochzeitsredner zu sein. Ich muss auch zu Hause, auf der Arbeit, im Supermarkt und beim Friseur mein Christsein leben.
Da ist mein Zuhause ein guter Spiegel, denn es zeigt sich, wie viel Fassade ich habe und wie viel mein Herz von Jesus wirklich schon verändert wurde. Es ist egal, was die Menschen auf der Straße, in deiner Gemeinde, auf deiner Arbeitsstelle von dir denken, wenn du dein Christsein zu Hause nicht schaffst zu leben, dann ist es wirkungslos.
Nur Fassade?
Denn dann ist es nur Fassade – dann muss ich mich sogar fragen, ob es mir nur um mein „Image“ geht oder um mein Selbstbewusstsein. Natürlich tut es gut, wenn Menschen mich loben, wenn sie mir gutes Feedback geben, wenn sie mir sagen, meine Predigt hätte sie tief berührt.
Aber viel wichtiger ist der Spiegel zu Hause, das Feedback der Menschen, die sehen, wie ich wirklich ticke. Wenn mir das nicht wichtig ist, dann lebe ich mein Christsein nicht wirklich. Und dann muss ich mich nicht wundern, wenn ich Gott in meinem Leben wenig erlebe – denn er ist nicht daran Schuld.
Gut beschreibt das der Autor des 1. Johannesbriefes: „Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, aber seinen Bruder hasst, dann ist er ein Lügner; denn wer die Menschen nicht liebt, die er doch sieht, wie kann er da Gott lieben, den er nie gesehen hat?“ (12. Johannes 4, 20 NLB).
Ehrliche Menschen
Nun würde ich nicht sagen, ich hasse jemanden in meinem Umfeld, aber, wenn ich ihn / sie nicht liebevoll behandle, dann liebe ich diese Person zumindest auch nicht.
Ich bin dankbar für diesen Spiegel zu Hause, denn er bringt mich schnell auf den Boden zurück, wenn mein Selbstbewusstsein abzuheben droht. Ich bin dankbar für die ehrlichen Menschen in meinem Umfeld, die mir auch sagen können, was ich falsch mache, wo ich lieblos (und manchmal genervt) bin und wo ich Veränderung brauche.
Und du?
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de