Heiße Badewanne
Nach 13 Stunden Arbeit kommt meine Nachbarin abgeschlagen nach Hause: „Jetzt erst einmal in die heiße Badewanne, dann geht es mir besser“, sagt sie mir, als ich sie im Treppenhaus treffe. „Oh Mann, hartes Brot“, denke ich mir, „hoffentlich kann sie sich ein wenig erholen.“
Ja, so eine heiße Badewanne tut gut, lässt den Stress des Tages für einen Moment vergessen sein. Aber so richtig nachhaltig ist sie nicht. Spätestens morgen, wenn die Tür zur Arbeit wieder durchschritten wird und man weiß: Heute wird es wieder ein harter, langer Tag, ist der Druck wieder da.
Frieden
Ein gutes Essen – auch das fühlt sich gut an. Ein schöner, gemütlicher Abend mit Freunden, dazu ein edler Tropfen (muss nicht unbedingt etwas Alkoholisches sein) – da gehe ich friedlich ins Bett.
Ein erster Schritt auf meine Frau zu, nachdem ein Konflikt in der Luft lag, eine kleine Geste, die mir nicht immer leicht fällt, dann vielleicht eine Aussprache – und schon hängt der Haussegen wieder gerade und Frieden zieht in die Familie ein. Bis zum nächsten Streit.
Die Sache mit dem Frieden ist gar nicht so einfach. Wenn ich es überhaupt schaffe, Frieden zu schaffen oder gar zu bewahren, dann ist er meist von kurzer Dauer. Das betrifft mein kleines Leben ebenso, wie die große Bühne der Weltpolitik.
Wie oft kam es vor, dass Menschen friedlich neben Menschen lebten und dann nach plötzlich durch einen unbedeutenden Umstand wie die Tiere aufeinander losgingen? Heute noch Freunde, morgen erbitterte Feinde.
Mahatma Gandhi hat einmal gesagt: „Äußerer Friede nutzt nichts ohne inneren Frieden“. Warum? Weil er brüchig ist, wie dünnes Eis auf einem See. Es braucht nicht viel, und es bricht. Ich kann mir noch so viel Mühe geben, wenn mein Umfeld meine neuralgischen Punkte trifft, meine Schwachstellen, meine sensiblen Bereiche, dann ist es vorbei mit dem Frieden, dann gehe ich in die Luft.
Ein Geschenk
Jesus hätte die Antwort, er hat gesagt: „Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst“ (Johannes 14, 27 NLB).
Der Philosoph Francis Bacon (1561-1626) hat es einmal treffend ausgedrückt: „Als Jesus in diese Welt kam, wurde der Friede verkündigt. Als er diese Welt verließ, hat er uns den Frieden hinterlassen“. Er hat Frieden hinterlassen. Er ist hier, greifbar. Er kostet noch nicht einmal, denn er ist ein Geschenk – so hat Jesus es selbst gesagt.
Aber genau das ist das Problem. Ein Geschenk kann ich annehmen oder ablehnen. Und wir Christen sind (oft) leider nicht das beste Beispiel dafür, den uns geschenkten inneren Frieden zu leben. Kann es sein, dass wir uns (oft) gar nicht beschenken lassen?
Peacemaker
Warum fühlen wir ihn so selten, den wirklichen Frieden? Warum lassen wir uns so schnell reizen? Es gibt eine Waffe, eine Pistole, die den Namen „Peacemaker“ (Friedensstifter) hat. Leider sind wir viel zu oft wie dieser Colt – geladen und jederzeit bereit zum Schießen.
Wahrer Friede beginnt vielleicht wirklich mit einer heißen Badewanne, dann aber damit, dass wir uns beschenken lassen vom Frieden Gottes – nicht von guten Gefühlen, sondern von einem Frieden, den die Welt nicht geben kann. Dann (und nur dann) habe ich die Chance, inneren Frieden zu erleben und äußeren Frieden zu leben, ein wirklicher Peacemaker zu sein.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de