Auf dem Radweg steht ein großer Straßenaufsteller

Streiten

„Streiten gehört irgendwie zum Leben dazu“ – das haben Schüler meiner 4. Klassen beim Lesen des Buches „An der Arche um Acht“ festgestellt. Aber warum eigentlich?

Die drei Pinguine, um die es in der Geschichte geht, streiten sich ständig, weil sie sich den ganzen Tag lang langweilen und nichts Aufregendes in ihrem Leben passiert. So kommt es, dass einer den anderen anstößt, der kickt zurück, und ganz schnell sind alle drei in einer wüsten Prügelei verwickelt. 
 
Einen Moment später dann liegen sie im Schnee (viel mehr gibt es ja dort, wo sie leben, auch nicht, außer Schnee und Eis und Eis und Schnee), schauen in die Luft und fragen sich: „Warum müssen wir eigentlich immer streiten?“ Gute Frage. 
 

Nachgeben?

Ein Grund ist, dass es uns oft schwerfällt, nachzugeben. Mein Sohn hat einmal gesagt: „Wenn der Schlauere immer nachgibt, dann bleiben ja nur die Dummen übrig.“ Irgendwie hat er damit auch ein Stück recht. 
 
Doch auch guter Rat, wie: „Bleib doch gelassen!“ „Wenn du weißt, dass du recht hast, dann lass den anderen doch reden!“ „Was stört es eine Deutsche Eiche, wenn sich die Wildschweine an ihr schubbern?“ – hilft meistens eher wenig.  
 
Wir regen uns auf, wir argumentieren, wir wollen Recht behalten, koste es, was es wolle. Die Bibel berichtet von zwei Männern, Abram und Lot, die sich mächtig mit ihren Hirten um Weideland stritten, immer und immer wieder. Abram aber wollte diesen Streit beenden und reagierte anders, als wir es oft tun: 
 
Abram beredete die Sache mit Lot. »Dieser Streit zwischen dir und mir und zwischen deinen Hirten und meinen Hirten muss ein Ende haben«, sagte er. »Schließlich sind wir miteinander verwandt!  Es ist besser, wenn wir uns trennen. Das ganze Land liegt vor dir. Wenn du nach links ziehen willst, werde ich nach rechts ziehen. Gehst du jedoch nach rechts, werde ich mich nach links wenden.« (1 Mose 13, 8-9).
 
Abram streckt Lot die Hand der Versöhnung aus – und das in einer Zeit, in der es völlig normal war, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Manchmal ist es eben doch gut, nachzugeben, um einem Streit aus dem Weg zu gehen. 
 

Keiner kommt zu kurz

Abram war sich sicher, dass er nicht zu kurz kommt, ganz gleich, ob er nun nach rechts oder links geht, denn er wusste, dass Gott mit ihm ist. Deshalb konnte er Lot gegenüber großzügig sein. Davon sollten wir uns eine Scheibe abschneiden! 
 
In einem Kinderlied von Daniel Kallauch heißt es: „Bei dir kommt keiner zu kurz, Du bringst es fertig, alle gleich zu lieben. Bei dir kommt keiner zu kurz!“
 
Was meine Schüler von den Pinguinen gelernt haben, ist, dass es – wenn man sich schon streitet – gewisse Regeln gibt: keine Gewalt, keine Beleidigungen. Von Abram können wir zudem noch lernen, viel entspannter zu sein, denn auch wir dürfen wissen, dass Gott mit uns ist und keiner zu kurz kommt. 
 
Auch wir brechen uns keinen Zacken aus der Krone, wenn wir nachgeben und unserem Gegenüber den Vortritt lassen – das kann so manchen Streit verhindern. 
 
Sei gesegnet!
 
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de