Wenn ich mich mit anderen Menschen unterhalte, dann ist das oft wie ein Spiegel für mich, denn andere sprechen manchmal aus, was ich eigentlich in meinem Herzen fühle, es mir aber meist nicht eingestehe, dass ich es fühle. Das war ein komplizierter Satz. Das ist aber auch ein kompliziertes Thema.
Wenn mir andere zum Beispiel erzählen, dass sie Gott nie hören, nie erleben, dass sie nie das Gefühl haben, er würde ihnen den Weg weisen oder sie an die Hand nehmen, dann frage ich meist zurück: „Willst du denn überhaupt, dass Gott in dein Leben spricht?“
Und das meine ich dann absolut ernst, denn meine Erfahrung ist, dass Menschen oft nur dann wollen, dass Gott in ihr Leben hineinspricht, wenn es ihnen gerade schlechtgeht, sie traurig oder gerade gescheitert sind, sich ein Problem auftut oder sie nicht weiterwissen.
Dann wäre es doch großartig, wenn Gott wie ein Magier in ihr Leben eingreift und alles wieder in Ordnung bringt. Wenn es aber um den Alltag geht, darum, dass Gott mir wirklich sagen darf, was gut läuft in meinem Leben, aber eben auch, wo ich Korrektur brauche, dann sind die meisten Menschen, die ich kenne, eher zurückhaltend.
Darf Gott mir wirklich sagen, was ich falsch mache, wo ich falsch denke, wo ich falsch reagiere? Darf er mich wirklich an die Hand nehmen und meinen Weg korrigieren? Mein Traum ist immer, dass mein Leben gelingt, dass ich erfolgreich bin, dass alles klappt, was ich mir vornehme, dass ich ein Leben in ganzer Fülle habe, wie Jesus es ausdrückt (Johannes 10,10).
Aber darf Gott mir auch zeigen, wo ich vielleicht umkehren muss in meinem Leben, wo ich gehorsam sein muss, wo ich mich an seine Regeln halten muss?
Wenn wir wollen, dass Gott in unserem Leben spricht, dann müssen wir das auch wollen, sonst geht es nicht. Gott ist kein Bonus, kein Joker, den ich einsetze, wenn nichts mehr geht. König David wird oft als Vorbild zitiert, nicht, weil er keine Fehler im Leben gemacht hätte, sondern, weil er immer wieder nach dem Willen Gottes fragte, in jeder Lebenslage.
War er erfolgreich, so suchte er Gott. War er gescheitert, so suchte er Gott. In einem seiner Lieder schreibt er: „Ich will gerne deinen Willen tun, mein Gott, dein Gesetz ist mir ins Herz geschrieben.“ (Psalm 40,8). Das ist das Geheimnis.
Wenn wir wollen, dass Gott zu uns spricht, dann ist es notwendig, dass wir auch zuhören wollen. Gott wird dir seinen Plan für dein Leben nicht offenbaren, wenn er weiß, dass du ihn nur hinterfragen oder darüber diskutieren möchtest. Gott teilt dir nicht einfach seinen Traum für dein Leben mit, nur damit du sagen kannst: „Lass mich mal darüber nachdenken.“
Gott hat schon zu alten Zeiten zu Mose diese Wahrheit ausgesprochen, indem er sagt: „Dann werdet ihr den HERRN, euren Gott, suchen. Und wenn ihr ihn aufrichtig und ernsthaft sucht, werdet ihr ihn finden“ (5. Mose 4,29 HfA).
Viele Menschen sprechen mit Gott, aber sie hören ihn nicht. Es ist ein Monolog. Gott wünscht sich aber eine Beziehung zu uns. Und wenn nur einer spricht und der andere nur hört, dann ist das keine Beziehung. Was wäre, wenn ich immer mit meiner Frau reden würde, sie aber nie mit mir?
Das wäre keine Beziehung. Und genauso wenig ist es eine Beziehung, wenn wir nur mit Gott sprechen, aber ihm durch unser Leben oder unsere Haltung zeigen, dass wir gar nicht wollen, dass er antwortet. Lasst uns eine Haltung einnehmen, wie David.
Dann bin ich mir sicher, dass Gott sein Versprechen wahrmacht und antwortet, wenn wir mit ihm reden.
Sei gesegnet!
„Wer nicht hören kann, kann auch nicht richtig beten“ (Dietrich Bonhoeffer).