Menschen halten Palmzweige

Jubel, der unter die Haut geht – und was bleibt danach?

Jürgen Ferrary
13. April 2025

Hast du schon mal einen echten Star gesehen? Vielleicht einen Musiker, der auf die Bühne tritt und tausende Fans zum Ausflippen bringt? Menschen schreien, winken, halten Schilder hoch, werfen Blumen – für einen kurzen Moment scheint die ganze Welt stillzustehen vor Begeisterung. Und dann? Dann ist alles vorbei. Der Jubel verhallt, das Rampenlicht geht aus, und der Alltag kehrt zurück.

Ein ähnliches Spektakel spielt sich in der Bibel ab – an Palmsonntag. Doch die Geschichte, die dort erzählt wird, geht tiefer. Viel tiefer.

In Matthäus 21, 8–11 (NLB) lesen wir: „Viele Menschen breiteten ihre Mäntel vor Jesus auf der Straße aus. Andere schnitten Zweige von den Bäumen und bestreuten den Weg damit. Er befand sich in der Mitte des Zuges, und die Menge um ihn herum jubelte: »Gelobt sei Gott für den Sohn Davids! Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Lobt Gott im höchsten Himmel!« Die ganze Stadt Jerusalem war in Aufruhr, als er einzog. »Wer ist das?«, fragten die Leute. Und die Menschen in der Menge antworteten: »Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.«“ 

Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem ein – nicht hoch zu Ross, nicht mit Waffen oder Prunk, sondern demütig. Und doch jubeln ihm die Menschen zu. Sie feiern ihn wie einen König, werfen ihre Kleider vor ihn auf den Weg, reißen Palmzweige ab – Zeichen der Ehre, der Hoffnung, der Sehnsucht.

Was feiern sie da eigentlich?

Die Menge sieht in Jesus den Retter – endlich einer, der die Römer vertreiben, Gerechtigkeit bringen, das Leben wieder heil machen kann! Sie rufen „Hosianna“, was so viel heißt wie: „Hilf doch!“ Es ist ein Ruf voller Hoffnung, voller Erwartungen. Doch die Art, wie Jesus helfen will, passt nicht zu ihrem Bild.

Und genau hier wird es persönlich.

Wie oft geht es uns ähnlich? Wie oft haben wir Erwartungen an Gott – an das Leben – und hoffen auf schnelle Hilfe, auf klare Antworten, auf Sieg, auf Glück? Wir wünschen uns, dass alles einfach wird, dass Gerechtigkeit herrscht, dass unsere Probleme verschwinden, wenn wir nur laut genug „Hosianna“ rufen.

Aber was, wenn Jesus anders kommt? Leise. Auf einem Esel. Nicht mit Macht, sondern mit Liebe. Nicht mit Gewalt, sondern mit Geduld. Nicht, um sofort alles zu verändern – sondern um unser Herz zu berühren.

Palmsonntag erinnert uns daran, dass Gott mitten in unseren Erwartungen auftaucht – aber eben oft ganz anders, als wir denken. Nicht laut und spektakulär. Sondern sanft, ehrlich, nah.

Die Frage ist: Wie begegnest du diesem König?

Bist du Teil der jubelnden Menge, solange alles gut läuft? Wirfst du deine Jacke auf den Weg, solange das Leben nach Plan verläuft – und wendest dich ab, wenn es schwierig wird? Oder bleibst du bei Jesus, wenn der Weg ins Dunkel führt – in die Karwoche, ans Kreuz?

Palmsonntag ist mehr als ein Feiertag.

Es ist eine Einladung, unser eigenes Herz zu prüfen. Jesus kommt. Heute. Jetzt. Nicht als Star, sondern als Retter. Nicht für Applaus, sondern für dich. Und er fragt dich: „Wirst du mit mir gehen – auch dann, wenn der Jubel verstummt?“

Sei gesegnet!

„Der wahre Charakter eines Menschen zeigt sich nicht im Applaus, sondern in der Stille danach“ (unbekannt).

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