Als ich damals mein Examen in Theologie zu machen, gab es an der Uni einen „Computer-Pool“ – mit Internet. Zu Hause hatte ich zu der Zeit nur ein Modem, bei dem man den Telefon-Hörer auf ein Gerät legen konnte und dann maximal Textnachrichten schicken konnte. Ich bin damals also ein Mal die Woche in diesen Computer-Pool gegangen und war froh, wenn ich eine E-Mail in der Woche erhalten habe.
Heute sind wir immer und zu allen Zeiten online. Und heute ist man eher froh, wenn man mal einen Tag lang keine Nachricht erhält.
Das Telefon ist immer griffbereit und wird öfters angeschaut als irgendein anderer Gegenstand unseres Alltags. Menschen schauen durchschnittlich 53 bis 80 Mal pro Tag auf ihr Smartphone. Das entspricht einem Blick alle 15 Minuten der täglichen Wachzeit.
Die Folge ist eine ständige Informationsflut und eine ständige Überforderung unseres Kopfes. Gerade bei den Kindern von heute ist auffällig, dass sie sich kaum noch mehr als 10 Minuten konzentrieren können, wenn überhaupt. Ich möchte unsere digitale Welt überhaupt nicht verteufeln, sie bietet enorme Vorteile, aber sie lenkt uns auch schnell von unserem wahren Leben ab.
Ängste machen sich breit, weil wir Nachrichten schneller und intensiver wahrnehmen. Wahrheit und Lüge mischen sich, weil das Internet sie so schnell mischen, dass ein Auseinanderhalten oder eine Bewertung kaum möglich ist.
Wir bekommen immer mehr Informationen und leben in immer größerem Stress. Und das kann einem schon Sorgen bereiten. Als ich vor ein paar Tagen die künstliche Intelligenz ChatGPT fragte, was sie tun würde, wenn sie der Teufel wäre und die Menschheit zerstören wollen würde, war eine Antwort: „Ich würde Menschen ablenken: Ich würde sie mit Lärm, Konsum, Social Media und Sorgen überfluten, sodass sie Gottes Stimme kaum mehr hören können“.
Geschieht das nicht schon lange? Wir kommen kaum noch zur Ruhe, wir bekommen kaum den Kopf frei. Wir arbeiten heute weniger als noch vor 20 Jahren und haben dennoch weniger Zeit (zumindest gefühlt).
Jesus hat einmal das Wort Gottes mit einer Saat verglichen, die auf verschiedenen Boden fällt. Und dann erklärt er: „Was der Bauer im Gleichnis aussät, ist die Botschaft Gottes. Die Menschen, bei denen die Saatkörner auf den Weg fallen, haben die Botschaft zwar gehört. Aber dann kommt der Satan und nimmt alles wieder weg, was in ihr Herz gesät war. Andere Menschen wiederum sind wie der felsige Boden, auf den die Körner fallen: Sie hören die Botschaft und nehmen sie sofort mit Begeisterung an.
Aber ihr Glaube hat keine starken Wurzeln und deshalb keinen Bestand. Wenn solche Menschen wegen ihres Glaubens in Schwierigkeiten geraten oder gar verfolgt werden, wenden sie sich gleich wieder davon ab. Noch andere Menschen gleichen dem von Dornengestrüpp überwucherten Boden: Sie hören die Botschaft zwar, doch dann kommen die Sorgen des Alltags, die Verlockungen des Reichtums und die Gier nach all den Dingen dieses Lebens und ersticken Gottes Botschaft, sodass keine Frucht daraus entstehen kann“ (Markus 4,14-19 HfA).
Ganz ehrlich: Das ist eine gute Taktik des Teufels. Er müllt unser Leben und unseren Kopf so voll, dass wir kaum Platz für Gott und seine Botschaft für uns haben. Er lenkt uns ab. Er sorgt dafür, dass wir unsere Sorgen überall abladen, nur nicht bei Gott, und impft uns gleichzeitig Angst in unsere Herzen.
Und anstatt Ruhe und Frieden, Geborgenheit und Liebe bei Gott zu suchen, verlieren wir uns in unserer Geschäftigkeit, in digitalen Welten und Halbwahrheiten. Jesus beendet seine Erklärung mit den Worten: „Der gute Boden aber meint schließlich die Menschen, die Gottes Botschaft hören und annehmen und reiche Frucht bringen – dreißig-, sechzig-, ja hundertmal so viel, wie gesät wurde“ (Vers 20).
Wir haben es selbst in der Hand, ob wir fruchtbarer Boden sein wollen oder ob uns unsere Geschäftigkeit so gefangen hält, dass wir kaum Zeit zum Leben haben. Wir haben es selbst in der Hand, wer der Herr unseres Lebens ist: unser Smartphone, unser Computer, TikTok oder Jesus.
Ist der Teufel schon am Ziel oder haben wir die Warnzeichen schon gesehen?
Sei gesegnet!
„Wir verlieren Gott nicht durch Zweifel – sondern durch Ablenkung“ (unbekannt).