Motorrad-Fahrt
Gestern wollte ich meiner Tochter Freude bereiten und habe sie mit dem Motorrad von ihrem Training im Friedrichstadt-Palast abgeholt. Das Wetter war traumhaft zum Fahren, der Verkehr war für Berliner Verhältnisse in Ordnung, und so kamen wir nach einer recht kurzen Zeit bei uns in der Straße an. Als wir in den kleinen Wendekreis am Ende einfuhren, krachten uns drei Fahrradfahrer, die aus dem Park kamen, direkt vor das Motorrad.
Ein Vater war mit seinen zwei Töchtern aus dem Park gekommen und einfach auf die Straße gefahren, ohne nach dem Verkehr zu schauen. Ich hupte und schimpfte. Als der Vater mir auch noch frech kam, begann mein Blut zu kochen. Das war ja mal wieder typisch.
Ertragt einander!
Abends dann musste ich über die Szene nachdenken. Sie war wirklich ziemlich gefährlich gewesen. Und das Verhalten des Vaters war unangemessen. Aber auch mein Ärger war unangemessen. Mir wurde bewusst, es fällt uns manchmal leichter, anderen große Dinge zu vergeben als kleine Fehler.
Es ist leichter, bei großem Ärger, bei großen Beleidigungen darüberzustehen, als bei alltäglichen Ärgernissen. Dabei haben wir alle so unsere kleinen Fehler und Marotten, die bestimmt auch anderen auf die Nerven gehen. Ertragt einander!
An die Gemeinde in Kolossai schreibt der gute alte Paulus: „Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst“ (Kolosse 3, 13 NLB).
Fehler vergeben
Eigentlich wissen wir es. Wenn wir nicht bereit sind, anderen ihre kleinen Fehler zu lassen, dann schränken wir unsere Freiheit damit ein, sinnvolle Beziehungen zu anderen zu bauen. Als ich vor Jahren einmal zum Predigen eingeladen war, begrüßte mich ein Gemeindemitglied mit den Worten: „Ich habe dich vorhin auf der Autobahn schon gesehen, als du dich über das kleine, rote Auto aufgeregt hast.“ Wie peinlich.
Wenn ich unbarmherzig in kleinen Dingen bin, dann schmeiße ich im Zweifelsfall Türen zu anderen Menschen zu und verhindere, dass Gott mich genau bei diesen Menschen, genau in dieser Situation, nutzen könnte.
Ich kann mich fragen: Habe ich gestern irgendetwas bewegt, außer, dass ein Vater sauer über einen Motorradfahrer ist und ich sauer über den Fahrrad fahrenden Vater bin? Hat mein Ärger also irgendetwas bewegt?
Lass dich von Gottes Liebe leiten
Alles, was ich getan habe, war, dass ich meine Bedürfnisse über meine Barmherzigkeit gestellt habe, dass ich mich auf den Fehler des anderen mehr konzentriert habe, als auf dessen Bedürfnisse. Ja, die Situation war blöd und gefährlich, aber ich hätte mir keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn ich ruhig und freundlich reagiert hätte.
Es ist viel leichter, auf die negativen Einflüsse zu reagieren, als sich von Gottes Liebe leiten zu lassen. Dabei ruft Gott uns deutlich auf, in Vergebung zu leben. Immerhin vergibt er uns auch die großen und die kleinen Dinge. Und er kennt sie alle, auch die, von denen wir niemandem etwas erzählen.
Gott ist so gnädig, wir sollten lernen, auch gnädiger zu werden, denn immerhin bietet Gott uns an, dass er uns verändern und Jesus ähnlicher machen will. Und viel Ärger und viel Wut, ich würde sogar sagen, der meiste Ärger und die meiste Wut bewegen absolut gar nichts, außer, dass sie uns den Moment vermiesen.
Lasst uns darum beten, dass wir aufhören, uns von belanglosem Ärger ablenken zu lassen und lasst uns Gott bitten, dass er uns hilft, anderen zu verzeihen, die eben auch Fehler haben oder machen – ganz so wie wir.
Sei gesegnet!
„Vergeben, nachgeben, abgeben – aber nie aufgeben“ (Peter Hahne).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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