Seine Fragen gehen in die Richtung, was einem Christen erlaubt sei und was nicht. Ich hatte bei einer Gelegenheit scherzhaft den alten Spruch gesagt: „Das Bein, das sich im Tanze regt, im Himmel wird es abgesägt“, der von der Band „Superzwei“ mal aufgegriffen wurde, um zu zeigen, welch komische Regeln sich manch ebenso komische Christen auferlegen.
Was darf ein Christ, und was darf ein Christ nicht?
Den jungen Mann beschäftigt das sehr. Er will es sich mit Gott absolut nicht verscherzen und mit seiner strengen Frau natürlich auch nicht. Ich will es mir mit dem jungen Mann auch nicht verscherzen und muss deshalb nachdenken, wie ich ihm antworte.
Ich frage ihn: „Liebst du deine Frau!“ Natürlich tut er das. „Habt ihr zu Hause eine Regel festgelegt, dass du sie nicht betrügst?“ Das haben die beiden natürlich nicht. Denn wenn man sich liebt, dann sei es doch selbstverständlich, dass man treu sei. Oder umgekehrt: Wenn jemand fremd geht, ist das doch ein Zeichen dafür, dass etwas in der Beziehung nicht stimme.
Absolut richtig. Ich frage weiter: „Pupst du manchmal ungeniert?“ Jetzt schaut der Mann etwas irritiert. Was hat das mit Jesus zu tun? „Na klar, das tut doch jeder Mann, oder?“ Das weiß ich natürlich nicht. „Pupst du auch laut, wenn deine Frau neben dir sitzt?“ „Ganz sicher nicht, meine Frau würde sich super ekeln!“ Wenn man jemanden liebt, tut man nicht, was derjenige ekelig findet!
Mir ist alles erlaubt
Mit diesen zwei Fragen habe ich eigentlich schon fast alles gesagt, auch, wenn der Mann noch nicht weiß, worauf ich hinaus will. Der Apostel Paulus bringt es auf die Spitze, indem er schreibt: „Mir ist alles erlaubt“ (1. Korinther 6, 12a NLB).
Vom Ansatz her darfst du als Christ alles tun, denn du bist vom Gesetz freigekauft, du bist dem Gesetz gestorben (Römer 7, 4-6). Aber Paulus betont ebenso: „Aber nicht alles ist gut. Es ist mir zwar alles erlaubt, doch ich will mich von nichts beherrschen lassen“ (1. Korinther 6, 12b NLB).
Beziehung
Es ist ein Stück, wie bei einer Beziehung zu einem anderen Menschen. Wenn du jemanden liebst, dann wirst du nichts tun, was den anderen stört, was der andere ablehnt oder was der andere ekelig findet. Tust du es doch, dann solltest du dich fragen, was deine Liebe zu diesem Menschen eigentlich bedeutet.
Bei Gott ist es ebenso. Wenn du Gott liebst, dann gibst du alles, um zu vermeiden etwas zu tun, was Gott ablehnt – zumal er die Gebote nicht gegeben hat, weil er sich vor einem lauten Pups ekelt, sondern, weil er möchte, dass es uns Menschen gutgeht. Er hat keine Regeln aufgestellt, weil er als Herrscher möchte, dass wir einfach tun, was er sagt, sondern, weil wir unser Leben viel mehr genießen könnten, wenn wir sie befolgten.
Ist also erlaubt, was gefällt?
Sünde bleibt immer Sünde in Gottes Augen, auch, wenn wir als Christen nicht mehr unter dem Gesetz stehen. Warum? Weil Sünde alles ist, was unsere Beziehung zu Gott oder unsere zwischenmenschliche Beziehung zu anderen kaputt macht.
Eigentlich müsste man sogar ganz krass fragen: Wenn du Regeln für deine Beziehung mit Gott brauchst, wie sieht es dann eigentlich mit eurer Beziehung überhaupt aus, wo du noch nicht einmal Regeln für deinen Partner / deine Partnerin aufgeschrieben hast.
Und schnell merke ich, dass es ganz schön ums Eingemachte geht, denn wenn ich sündige, dann breche ich nicht nur irgendeine Regel, sondern ich drehe Gott den Rücken zu – auch als Christ. Warum eigentlich?
Ist also erlaubt, was gefällt? Beantworte du die Frage für dein Leben. Sie ist ein Spiegel für deine Beziehung zu Gott.
„Gott hat auf die Gesetzestafeln das geschrieben, was die Menschen nicht in ihrem Herzen lasen“ (Augustinus von Hippo).
Sei gesegnet!