Angst vor dem Gericht
Als ich mich damals als junger Mann entschied, Jesus zu folgen, hatte das unter anderem den Grund, dass ich Angst vor dem „Gericht Gottes“ hatte. Ich hatte fast gar keine Ahnung, worum es im Glauben ging, aber allein durch die Missionare auf der Straße, mit den Wachtürmen in der Hand, war mir klar: Wenn es einen Gott gibt, dann muss ich eines Tages für alles, was ich hier im Leben getan habe, geradestehen. Auch, als ich meine ersten Gehversuche als Christ unternommen hatte, schwang immer eine gewisse Angst vor dem Gericht Gottes mit. Paulus schreibt ja schließlich: „Jeder von uns wird also für sich selbst Rechenschaft vor Gott ablegen müssen“ (Römer 14, 12 HfA).
Bloß keine Fehler
Mein Christendasein war zu dieser Zeit echt anstrengend und jämmerlich, denn es bestand hauptsächlich darin, dass ich versucht habe, bloß keine Fehler zu machen und Gott zu „gefallen“. Wenn mir dann doch mal eine Notlüge herausgerutscht oder ich lieblos war, dann fühlte ich mich sofort mies und dachte mir: „Na, wie wird Gott wohl darauf reagieren, wenn du einst vor ihm stehst?“
Die Wahrheit ist: Gott hat uns schon lange vergeben. Wir müssen keine Angst vor drakonischen Strafen haben, selbst, wenn wir hier auf Erden Fehler machen. Gott weiß, dass wir nicht perfekt sind. Deswegen hat Jesus sein perfektes Opfer gegeben.
Aber wie passt das nun zusammen mit dem Ausspruch von Paulus, der ja erst nach der Auferstehung ein Nachfolger von Jesus geworden war? Hat er gelogen? Wollte er anderen Angst machen, damit sie sich mehr anstrengen? Ganz sicher nicht.
Fragen über Fragen
Wenn ich mir mein Leben anschaue, dann habe ich eine gewisse Ahnung, worüber ich Rechenschaft vor Gottes Gericht ablegen muss. Gott wird mich zum Beispiel fragen: „Warum bist du so lange mit deinem Groll und deinen Verletzungen im Herzen herumgelaufen? Du hättest sie mir geben können, dann wärst du auch liebevoller und dein Leben wäre leichter geworden.“
Er wird mich fragen, warum ich so viele Türen, die er mir geöffnet hat, einfach ignoriert habe. Anstatt hindurchzugehen, habe ich dann dennoch immer wieder gebetet, Gott möge etwas bewegen in meinem Leben.
Gerne wird er wissen wollen, warum ich um Wunder gebetet habe, wo ich doch selbst das Wunder hätte sein können. Warum habe ich Gott gebeten, mein Leben so zu gestalten, dass ich es mehr genießen kann, bin aber gleichzeitig auf meinem Hosenboden sitzen geblieben und habe mich nicht bewegt.
Gott wird mich sicherlich fragen, warum ich glaube, dass er mir Begabungen mitgegeben hat, wenn ich sie so wenig eingesetzt habe – und gleichzeitig stöhnte, ich würde so wenig mit ihm erleben in meinem Alltag. Ich könnte die Liste noch ziemlich lange fortführen.
Steh auf und entdecke dein Potenzial
Ich habe keine Angst davor, dass ich eines Tages Rechenschaft für mein Leben ablegen muss, aber ich habe ein Schamgefühl. Ich weiß, meine Ausreden werden dann nicht mehr zählen, ich hätte keine Zeit, ich hätte kein Geld, ich hätte das ja eh nicht gekonnt, andere wären begabter gewesen oder besser geeignet.
Vielleicht ist es gar nicht so dumm, dass Paulus an unserem Gewissen kratzt, ja, uns sogar ab und an ein schlechtes Gewissen verursacht. Denn wenn ich sehe, was Gott alles in uns hineingelegt hat und wie wenig wir davon einsetzen – und uns gleichzeitig wundern, dass unser (geistliches) Leben so langweilig ist, dann ist es vielleicht der entscheidende kleine Tritt in den Hintern, der mich aufstehen und die Welt verändern lässt.
Denn dazu sind wir, du und ich, berufen – und ausgerüstet! Leg deine Ausreden ab. Steh auf und entdecke dein Potenzial. Es tut deinem Leben gut, es tut deinem Umfeld gut, es tut der Welt gut!
Sei gesegnet!
„Jesus ist am Kreuz gestorben für unsere Schuld, nicht für unsere Entschuldigungen und Ausreden“ (Arno Backhaus).
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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de