Süßes oder Saures
Heute ist es wieder so weit – kleine Grüppchen gruselig verkleideter Kinder laufen von Tür zu Tür und „erbitten“ Süßigkeiten, indem sie drohen, es würde „Saueres“ geben, wenn sie nichts bekommen. Seit etwa 20 Jahren ist es auch in unseren Landen Brauch, Halloween zu feiern – und ich habe den Eindruck, dass es nur genau zwei Gruppen von Menschen bei uns gibt: die, die Halloween lieben und die, die es abgrundtief hassen.
Ich kann beide Seiten ein Stück verstehen. Da sind zum einen die Kinder. Kinder lieben den Grusel dieses Tages (und natürlich die riesigen Mengen Süßigkeiten). Man muss nur einmal eine Nachtwanderung mit Kindern miterlebt haben, um das festzustellen. Dunkelheit, Gänsehaut, sich gegenseitig erschrecken – das alles fasziniert Kinder.
Da sind zum anderen aber auch die Menschen, die Halloween aus religiösen Gründen ablehnen. Wenn ich mir die „Herbst-Deko“ dieser Tage ansehe, dann muss auch ich gestehen: Ich finde es furchtbar, wie der Tod hier gefeiert und verherrlicht wird.
Zm Besten geben
Was mich aber am meisten stört, ist, dass jeder irgendetwas zum Thema Halloween „weiß“, dass er zum Besten geben muss. Gestern gerade hörte ich, wie eine besorgte Mutter einer anderen davon erzählte, wie damals die „Druiden“ bei den Kelten Kinder geopfert hätten – und man deshalb dieses Fest ablehnen müsste.
Nun ist es aber gar nicht wissenschaftlich belegt, dass es überhaupt „Druiden“ bei den Kelten gab, außer vielleicht bei Asterix und Obelix. Wie also kann es dann belegt sein, dass diese Kinder geopfert hätten?
Was bedeutet Halloween?
Zudem ist gar nicht so eindeutig geklärt, worin Halloween überhaupt seine Wurzeln hat. Mit einiger Sicherheit geht das Fest auf die Kelten, die heutigen Iren zurück. Das Wort Halloween leitet sich ursprünglich aus dem Englischen „All Hallows Eve“ ab, was soviel wie „Abend vor Allerheiligen“ bedeutet.
Allerheiligen ist ein Tag, an dem katholische Christen seit dem Jahre 835 der verstorbenen Menschen gedenken, die sie als „heilig“ ansehen. Mit einiger Sicherheit haben sich dann in Irland damals Brauchtum und christliche Rituale gemischt.
So nimmt man an, dass der Termin auch deswegen Ende Oktober festgelegt wurde, weil es bei den Iren damals wohl nur zwei Jahreszeiten gab – den Sommer und den Winter. Und der Sommer wurde eben am 31.10. mit einem Fest (Samhain) verabschiedet – und das Vieh von den Weiden geholt.
Jack O’Lantern
Oft wird im Zusammenhang mit Halloween von „Jack O’Lantern“ gesprochen. Jack war der Legende nach ein böser, aber schlauer Mann, der den Teufel überlistet haben soll und deswegen nach seinem Tod weder in den Himmel, noch in die Hölle kommen konnte und mit seiner Laterne als Geist durch die Welt streift. „Jack O’Lantern“ kann man eben mit „Jack mit seiner Laterne“ übersetzen – und so heißt der beleuchtete Kürbis in den USA auch.
Ursprünglich war es in Irland wohl eine Rübe, der Kürbis – damals in Europa unbekannt – bürgerte sich erst ein, nachdem Iren in die USA ausgewandert waren und das Fest dort populär wurde.
Nicht den Tod – sondern das Leben feiern
Offen gebe ich zu: Ich mag Halloween nicht.
Ich bin niemand, der laut aufschreit, wenn Kinder bei mir an der Tür klingeln, um Süßigkeiten zu erbitten. Auch bin ich niemand, der ihnen dann Traktate in die Hand drückt, die ihnen oft mehr Angst machen, als die Geschichten vom alten Jack oder von Geistern.
Aber ich möchte nicht den Tod feiern – sondern das Leben. Deswegen freue ich mich über die vielen Kirchen und Gemeinden, die mit Luther-Festen (ja, heute ist nämlich eigentlich Reformationstag) oder Lichterfesten eine gute (!) Alternative bieten. Alternativen sind immer besser, als alles nur zu verbieten.
Ich möchte das Leben feiern und den, der das Leben geschenkt hat. Dankbar bin ich für diesen vergangenen Sommer und für alles, was wir trotz Corona und Einschränkungen erleben durften.
Für Halloween würde ich gerne einen Kürbis vor die Tür stellen (leider haben wir gestern keinen mehr bekommen) und die Menschen einladen, darauf zu schreiben, wofür sie dankbar sind.
Das wäre ein Fest. Und dann würde ich in den Kürbis ein fröhliches Gesicht schnitzen, denn ich bin froh, dass Gott uns unendlich liebt und so sehr segnet. Er ist er, der nach dem Winter den Frühling und dann Sommer und Herbst schenkt.
Thanksgiving
Deswegen finde ich ein anderes Fest – auch das hat man aus den USA importiert – viel schöner, als den ganzen Toten-Kult und Firlefanz am Reformationstag, nämlich „Thanksgiving“.
Wenn heute Kinder an deinem Haus vorbeilaufen oder bei dir klingeln, dann sei nicht sauer, dann verurteile nicht, sondern schau, dass die Kinder es nicht besser wissen, als die Dunkelheit zu feiern. Und was hilft hier am besten? Wenn wir, du und ich, selber Licht sind!
Lass uns das Leben feiern, dankbar sein, fröhlich durch die Welt gehen und den loben, von dem Psalm 104, 19 (NLB) sagt: „Du hast den Mond geschaffen, um die Jahreszeiten zu bestimmen“ – und lass uns damit die Welt verändern. Licht ist immer stärker als Finsternis, Liebe stärker als Hass und Ablehnung.
Und Gott hat uns berufen, Licht in dieser Welt zu sein und zu lieben!
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de
Heute ein kleines Kindervideo zum Thema Halloween anstatt eines Liedes: