Virus – Egoismus
Das schlimmste Virus, das unseren Erdball beherrscht, ist der Egoismus. Ganz unter dem Motto: „Wenn jeder an sich selbst denkt, wird niemand vergessen!“, breitet er sich immer weiter aus, zumindest empfinde ich das so. Es sind oft die kleinen Dinge, das Aufhalten der Tür, das Aufstehen in Bus und Bahn, wenn ein älterer Mensch kommt.
Bahnfahrt
Als ich gestern aus Wittenberge, wo ich zum Predigen eingeladen war, nach Hause fahren wollte, war der Zug eigentlich nur recht mäßig voll. Aber es war dennoch schwer, einen Sitzplatz zu ergattern. Selbst bei den kleinen Vierer-Sitzen verteilten auch Allein-Reisende ihre Sachen so, dass sich bloß niemand zu ihnen setzen sollte.
Irgendwann fand ich einen Platz und ruhte mich aus. Eine oder zwei Stationen später kam eine ältere Dame in den Zug und hatte dasselbe Problem. Aber sie war tough und bat einen Mann, der dort mit seinem kleinen Kind saß, Platz zu machen.
Der Mann war mir vorher schon aufgefallen. Er war laut, ständig klingelte sein Handy, und er unterhielt sich lautstark – oder das Handy gab andere Geräusche von sich, so dass es der ganze Wagen hören konnte.
Eine andere Atmosphäre
Die ältere Dame setzte sich dem Mann gegenüber und lächelte Vater und Sohn breit an. Erst begann sie, die Aufmerksamkeit des Kindes auf sich zu ziehen, dann des Mannes. Die Kommunikation war schwierig, denn der Vater des Kindes sprach fast kein deutsch.
Es dauerte nur einen kurzen Moment, und es hatte den Anschein, als wäre Licht in diesen Eisenbahnwaggon gekommen. Die Atmosphäre war plötzlich eine ganz andere. Aus der Ecke der älteren Dame und des Vaters mit Kind kam fröhliches Glucksen und Lachen.
Alles hatte sich verändert, weil diese alte Dame so liebevoll auf die beiden anderen Fahrgäste eingegangen war. Manch anderer hätte sich vielleicht über das Verhalten des Mannes aufgeregt oder sich zumindest weggesetzt.
Gutes tun
Paulus schreibt in einem seiner Briefe: „Lasst uns also nicht müde werden, Gutes zu tun. Es wird eine Zeit kommen, in der wir eine reiche Ernte einbringen. Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben!“ (Galater 6, 9 HfA). Die Dame hat ihre Früchte sehr schnell sehen und ernten dürfen.
Manchmal brauchen wir aber auch Geduld. Die Frau hatte liebevoll reagiert und Vater und Sohn nicht gepredigt, wie man sich denn in so einem Zug zu verhalten hätte und dass so ein egoistisches, lautes Verhalten vielleicht andere Fahrgäste stören würde. Und das hat alles verändert.
Nicht aufgeben
„Lasst uns nicht müde werden, Gutes zu tun“, schreibt Paulus. Das setzt voraus, dass wir das Bewusstsein haben, Gutes zu tun, in der Welt einen Unterschied machen zu wollen. Das wiederum setzt eine Entscheidung voraus. Wir müssen uns entscheiden, Menschen zu sein, die sich vom Egoismus-Virus nicht anstecken lassen, sondern Menschen sein wollen, die Licht in die Welt bringen, weil sie Licht für die Welt sind.
Wenn wir das tun, gilt uns dasselbe Versprechen, das Paulus schon vor fast 2000 Jahren gegeben hat: Wir werden eine reiche Ernte einbringen, wenn wir nicht müde werden und nicht vorher aufgeben.
Sei gesegnet!
„Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen“ (Johannes Don Bosco).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de