Götzen: Geld – Angst

Als wir nach langer Fahrradtour gestern Abend am Lagerfeuer saßen, kam unser Gespräch auf das Thema „Götzen“. Was ist ein Götze? Geld kann schnell zum Götzen werden, das haben wir irgendwann einmal gelernt. Das bedeutet, dass das Geld so viel Raum in meinem Herzen, in meiner Seele, in meinem Leben einnimmt, dass es mein Leben ein ganzes Stück bestimmt. Aber das ist nur ein kleines Beispiel dafür, was ein Götze sein kann. Beim Geld ist es sehr offensichtlich, denn wenn Geld und materielle Dinge im Leben eines Menschen einen hohen Stellenwert haben, dann ist es schnell ersichtlich, dass das Leben stark danach ausgerichtet ist. Das spiegelt sich dann oft in der Arbeit wider, in der Art und Weise, wie diese Menschen leben, was sie tragen – vor allem aber, was sie denken und reden. 

Denn: Nicht jeder, der reich ist, hat das liebe Geld zum Götzen. 

Was bestimmt unser Leben?

Viele andere Dinge können auch so groß werden in unserem Leben, dass sie viel Raum einnehmen und unser Leben bestimmen – im Zweifelsfall sogar unsere Freude am Leben vermiesen. Ein Beispiel ist die Angst. 

Schlage ich die Zeitung auf oder höre Nachrichten, dann kann einem im Angesicht der Drohungen, die der Diktator Putin in die Welt schickt, schnell angst und bange werden. Ich denke, was ich absolut nicht erleben möchte, ist ein Atomkrieg. 

Zu sehr bin ich ein Kind, das in den 70er und 80er Jahren bei der damaligen Bedrohungslage von schulischer Seite beeinflusst wurde, was im Fall eines Atomschlages mit unserer Erde geschehen würde. Die Bilder von Hiroshima und Nagasaki, die uns bis dahin unbedarften Kindern damals gezeigt wurden, haben sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. 

Greift die Angst um sich?

Und nun, 40 Jahre später ist sie plötzlich wieder da, die Angst und die reelle Bedrohungslage. Aber es ist wichtig, dass wir es nicht zulassen, dass die Angst anfängt, unser Leben zu bestimmen. Schnell kann die Angst zu einem Götzen werden, weil sie unser Leben mehr beeinflusst als unser Glaube.

Aber was kann ich denn gegen die Angst tun? Denn sie ist doch ein Gefühl, und das kann ich doch nicht einfach abstellen. Im 1. Johannesbrief gibt es einen wunderbaren Vers, der mich sehr motiviert. Dort heißt es: „Angst hat keinen Raum in der Liebe, sondern die Liebe, die zu ihrem Ziel gekommen ist, wirft die Angst hinaus“ (1. Johannes 4, 18 BDU).

Mich begeistert dieses Bild, denn ich mit meinem Aktivismus würde alles tun, um meine Angst loszuwerden. Ich würde versuchen, sie zu ignorieren, sie zu missachten. Ich würde mir selbst versuchen, Mut zuzusprechen, würde mich ablenken, käme aber bei meinem Kampf gegen die Angst nie an die Wurzel des Problems.

Raum füllen

Einen Raum zu füllen, sodass kein Platz mehr ist, erinnert mich immer an eine Reise. Wenn wir in Urlaub fahren, dann lässt meine Frau Alexandra mich immer die Koffer packen, weil sie der Meinung ist, dass ich das besser könne. 

Ich falte und rolle dann immer alles so, dass kein Raum mehr zwischen den Kleidungsstücken ist, und dann passt irgendwie immer alles bis aufs letzte Stück in die Koffer. Meine Kinder finden im Urlaub sehr oft Dinge, die sie dann mit nach Hause nehmen wollen.

Viele davon können wir nun wirklich nicht gebrauchen, wie den 837sten Stein vom selben Strand. Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen: Da ist kein Platz mehr im Koffer!

Liebe Gottes

Wenn die Liebe von Gott uns so erfüllt, dann ist da auch kein Platz mehr in uns, an dem sich die Angst breit machen könnte. Je mehr Raum die Liebe Gottes in mir einnimmt, desto weniger Platz bleibt für andere Dinge – vor allem für Dinge, die die Gefahr beinhalten, zum Götzen für mich zu werden. 

Und sich von der Liebe Gottes füllen zu lassen, hat weniger mit Aktivismus zu tun, als zu versuchen, seine Angst selbst zu vertreiben. Setz dich ruhig und ungestört irgendwo hin, öffne dein Herz für Gott und bitte ihn „einfach“, dass er dir seine Liebe schenken möge, dass er dich mit seinem Geist erfüllen soll, dass er alles rauswerfen darf, was mit Angst zu tun hat.

Das wird vielleicht nicht gleich beim ersten Mal zu 100 % funktionieren – aber du wirst merken, wie du innerlich immer mehr bereit wirst, Platz zu schaffen. Und dass dadurch immer weniger Raum für ungute Dinge, wie Angst bleibt.

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein“ (Dietrich Bonhoeffer)  

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de