Geschichte
Eine alte Geschichte: Die Bibel berichtet von einer Frau, die 12 Jahre lang an Blutungen litt. Sie hatte alles versucht, gesund zu werden, hatte ein Vermögen, ihren gesamten Besitz, ausgegeben. Aber nichts war passiert. 12 ganze Jahre lang hatte sie einen Rückschlag nach dem nächste einstecken müssen. Aber nun hatte sie gehört, dass Jesus in die Stadt kam. Eine große Menschenmenge umringte ihn. Einige bedrängten ihn, er solle ihnen folgen, denn die Tochter des Synagogenvorstehers war schwerkrank und lag im Sterben.
Und so ging Jesus – umringt von Menschen wie ein Popstar durch die Gassen des Ortes. Von ferne her sah die Frau mit den Blutungen Jesus. Aber eigentlich war es ihr unmöglich, sich ihm zu nähern. Nicht nur, weil die Straßen eng und mit Menschenmengen verstopft waren, sondern, weil sie durch ihre Blutungen als unrein galt und sich anderen Menschen nicht nähern durfte.
Alles auf eine Karte
Man kann nur erahnen, was für eine Leidenszeit diese Frau durchgemacht haben musste. Über mehr als ein Jahrzehnt muss sie einsam gewesen sein, denn mit Unreinen hatte niemand etwas zu tun. Dazu noch diese Krankheit, die einfach nicht weggehen wollte.
Nun war die Rettung so nahe, aber wie sollte sie zu Jesus kommen, um mit ihm zu sprechen? Sie setzte alles auf eine Karte und wühlte sich durch die Menge. Sie musste unerkannt bleiben, denn wenn die Menschen gesehen hätten, wer sich dort nach vorne drängelte, sie hätten die Frau aus der Stadt geworfen.
„Sie kämpfte sich durch die Menge in seine Nähe und berührte den Saum seines Gewandes. Denn sie sagte sich: »Wenn ich nur seine Kleider berühre, werde ich gesund.«“ (Markus 5, 27-28), so heißt es dann in dem Bericht.
Die Frau hatte solchen Glauben, solch ein Vertrauen, dass sie annahm, es würde reichen, quasi von Ferne das Gewand zu berühren, um geheilt zu werden. Mich fasziniert diese Geschichte, dieser Glaube enorm.
Glauben und Vertrauen
Wie viel Geld geben wir für alles möglich aus, um in unserem Leben glücklich zu sein, unsere innere Leere zu füllen, anerkannt zu werden – und ja, auch, um gesund zu werden. Und wie wenig setzen wir oft auf Jesus?
Ich sage damit absolut nichts gegen Ärzte und Krankenhäuser. Ich spreche eher von Lebens-Coaches und Talismanen, von Buddha-Figuren und Wundertropfen, von Gurus und Meditation-Praktiken. Wo überall suchen Menschen innere und äußere Heilung, Hoffnung und Entlastung für die Seele.
Und mal ehrlich, wann haben wir als Christen das letzte Mal alles auf eine Karte gesetzt, weil wir dachten, wenn wir nur den Saum von Jesus Gewand berühren, wird er uns heilen? Wann haben wir in Kauf genommen, dass andere uns entdecken und wir mit Konsequenzen rechnen müssten?
Dass Kollegen und Freunde uns vielleicht auslachen und den Kopf schütteln? Dass wir in die Ecke der religiösen Spinner getan werden? Diese Frau in der Geschichte setzte ihre ganze Hoffnung auf Jesus und kämpfte sich durch alle Widerstände, nur um ihm näherzukommen, weil sie wusste, bei ihm ist Heil und Heilung!
Und dann sehe ich, wie es mir schwerfällt im Alltag, auch nur fünf Minuten zu beten, zehn Minuten Bibel zu lesen, zwei Minuten still zu werden und zu hören, ob Jesus mir etwas zu sagen hat.
Eine alte Geschichte über Glauben und Vertrauen, die mein Wohlfühlen-Christsein mächtig hinterfragt, denn manchmal denke ich: Wenn ich mehr riskieren würde, wenn ich mehr den Fokus hätte, wenn ich gegen Widerstände mehr angehen würde, sprich, wenn ich mehr vertrauen würde, würde mein Glaubensleben sicherlich ganz anders aussehen.
Gebet
Herr, lass mich mehr, wie die Frau werden, die sich zu Jesus durchgekämpft hat, die alles auf eine Karte setzte, die vertraute. Hilf mir auch zu glauben, dass schon die Berührung des Gewandes von Jesus ein Wunder schenken würde. Ich will mich nach dir ausstrecken und vertraue, dass du antworten wirst. AMEN.
Sei gesegnet!
„Glaube ist nicht blinde Annahme. Glaube ist Vertrauen mit Sicht“ (Corrie ten Boom).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de