Zeichen von Anerkennung?
Immer wieder werden in der Bibel wir Menschen als Schafe bezeichnet. Für einen Leser im 21. Jahrhundert vielleicht kein Kompliment auf den ersten Blick. Mir gefällt es eher nicht, wenn mich jemand anspricht mit: „Du bist aber ein Schaf!“ Das ist kein Zeichen von Anerkennung, kein Kompliment, sondern eher eine Beleidigung. Wer möchte schon gerne wie ein Schaf sein?
Ein Schaf ist eher dumm. Schafe neigen zum Beispiel dazu, zum Trinken in einen Sturzbach zu steigen. Schnell saugt sich ihr Fell voll Wasser, und sie ertrinken. Schafe brauchen einen Hirten, der sie zu „stillen Wassern“ führt.
Schafe sind hilflos
Schafe brauchen unbedingten Schutz. Sie sind völlig hilflos und können sich nicht selbst verteidigen. Sie haben weder Krallen noch Hörner, noch Reißzähne. Deshalb brauchen sie einen Hirten mit „Stecken und Stab„, der sie beschützt.
Auch haben Schafe keinen guten Orientierungssinn. Wenn man nicht auf sie aufpasst, verlaufen sie sich und sind verloren. Sie brauchen jemanden, der sie auf „rechter Straße“ führt.
Dennoch heißt es in Hesekiel 34, 31 (NLB): „Ihr seid meine Herde, ihr Menschen seid die Schafe auf meiner Weide. Und ich bin euer Gott, spricht Gott, der Herr.„
Andere Perspektive
Für die Zuhörer in biblischen Zeiten hatte der Vergleich mit den Schafen eine ganz andere Tiefe, als, wenn wir diese Zeilen heute lesen. Sie fanden es damals sicherlich auch nicht gut, als dumm und hilflos bezeichnet zu werden und als Wesen, die alles über sich ergehen lassen.
Sie dachten aber aus der Perspektive des Hirten heraus, denn viele damals waren Hirten. Der Hirte liebt seine Schafe, er hätte sein Leben für sie geopfert, so, wie Jesus es für uns Menschen getan hat.
Sie fühlten sich nicht beleidigt, sondern wussten darum. Mögen wir auch noch so schlau sein, eigentlich sind wir eben doch dumm wie Schafe. Denn auch wir lassen uns oft genug von reißenden Gewässern verführen,. Wir tun Dinge, die wir besser nicht tun sollten und bringen uns in Lebensgefahr, weil wir ihnen nicht ausgewichen sind.
Dem Bösen ausweichen
Auch wir sind schutzlos. Wir haben aus uns heraus keine Verteidigung gegen den Löwen, der um das Lager schleicht und schaut, wen er verschlingen kann – das Böse. Immer wieder ergeben wir uns wehrlos, weil wir nichts haben, was wir dem Bösen entgegensetzen könnten.
Und wie oft verlaufen wir uns im Leben, verlieren den Fokus, landen irgendwo im Nirgendwo oder wieder einmal an der nächsten Wand.
Wenn wir ehrlich sind, brauchen wir einen Hirten, jemanden, der uns an die Hand nimmt. Der uns davor bewahrt, dass wir in die nächste Falle tappen. Jemanden, der uns beschützt und den das Böse nicht verschlingt. Und jemanden, der uns heilt, wenn wir uns wieder einmal verletzt haben oder verletzt wurden.
Das Bild des Schafes
Deswegen ist das Bild des Schafes keine Beleidigung. Es zeigt ein ganzes Stück auf, wer wir sind – und es zeigt auf, wer Jesus ist. ER hat alles gegeben, um uns zu retten. Alles hat ER riskiert. Jesus hat unsere Fehler mit ans Kreuz genommen, unsere Schuld.
Und nicht nur das. Nachdem man ihn umgebracht hat wie einen Schwerverbrecher, war sein Grab plötzlich leer. Hunderte Menschen haben IHN damals gesehen, haben IHN erlebt, haben Gemeinschaft mit IHM gehabt. Und Milliarden von Menschen haben seitdem erlebt, dass Jesus bis heute lebt.
ER möchte bis heute unser guter Hirte sein möchte, der uns umsorgt, der uns schützt, der uns leitet, der das Bestmögliche aus unserem Leben herausholen möchte.
Du bist ein Schaf!
Wenn jemand sagt: „Du bist aber ein Schaf“, dann sehe ich es heute als Kompliment an und bin dankbar, denn es zeigt nicht nur meine Unzulänglichkeit, sondern zeigt auch, dass dieser gute Hirte mein Herr ist. Wenn der, der mich auslacht, sich verläuft, bedroht ist, dumme Entscheidungen fällt oder sich verletzt, dann ist er mit seiner Schlauheit allein. Ich mag dumm sein, aber bin gut versorgt.
Und schlau genug zu wissen, was in einer halben Stunde passiert, morgen oder einer Woche, was sich hinter der nächsten Lebensecke verbirgt oder wer mir morgen das Leben schwer machen möchte, das weiß eben doch niemand, nur der gute Hirte.
Da vertraue ich gerne meinem Hirten. Und du?
Sei gesegnet!
„Jesus kümmert sich um seine Schafe. Und ER wird sich um dich kümmern“ (Max Lucado).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de