Darf es noch ein bisschen mehr sein?
Sehr schnell ist man in ein Gespräch verwickelt, das vielleicht noch mit einem Austausch von Informationen beginnt, aber dann in Richtung Lästerei kippt. Und mindestens genauso schnell hat man vermeintliche „Fakten“ als Wahrheit angenommen oder baut sie sogar noch aus, ganz nach dem Motto: „Darf es ein bisschen mehr sein?“ Lästern gehört zu unserer Kultur leider irgendwie dazu. Wir haben Frust, sind unzufrieden, also erzählen wir es bunt ausgeschmückt weiter, nur um andere in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Was mich beunruhigt, ist dass ein Trend, den ich aus den USA kenne, immer mehr Fuß auch in Deutschland fasst, nämlich, dass Lästereien und Verleumdungen zu einer Art politischer Kultur werden.
Gerüchte
Eine ganze Zeit lang wurde von Unternehmen, denen man schaden wollte, behauptet, sie würden zu „Scientology“ gehören. Und schon brach der Umsatz ein. Heute werden immer mehr Gerüchte oft dazu benutzt, um Politiker als nicht wählbar darzustellen. Selbst wenn man sich die Mühe macht, die Vorwürfe der Lästereien nachzuprüfen und richtigzustellen, so bleibt dennoch bei genügend Menschen etwas hängen. Und Scheinwahrheiten und Verleumdungen verselbständigen sich dann.
Die Bibel ist hier sehr eindeutig. In Jakobus 4, 11 (NLB) ist zu lesen: „Redet nicht schlecht übereinander, liebe Freunde! Wer einen anderen verleumdet und verurteilt, verleumdet und verurteilt das Gesetz Gottes.“ Und die Gemeinde in Korinth weist Paulus sogar an, Menschen, die lästern, aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen (1. Korinther 5, 11).
Gott sieht Lästereien absolut nicht als Bagatelle-Delikte an, sondern sieht den Schaden, der dahinter entsteht. Wir verlassen den Pfad der Liebe und öffnen dem Bösen die Tür. Ja, wir selbst werden zum Werkzeug des Bösen – und tun etwas, was nicht wieder gutzumachen ist. Eine alte Geschichte, – die ich auch schon erzählt habe -, berichtet davon:
Verleumdungsgeschichte
Einst hatte eine Frau über ihren alten Pfarrer eine hässliche Verleumdungsgeschichte aufgebracht, die schnell durch die ganze Gemeinde flog und weit über ihre Grenzen hin Unheil anrichtete. Als die Frau bald darauf schwer krank wurde, bereute und bekannte sie ihre Lügen. Nach ihrer Genesung ging sie zum Pfarrer und bat ihn um Verzeihung.
«Gewiss verzeihe ich dir gern», sagte der alte Pfarrer freundlich, «aber weil du mir damals so weh getan hast, möchte ich dich jetzt um einen Gefallen bitten!» «Gern», rief die Frau erleichtert. «Geh heim und schlachte ein schwarzes Huhn und rupfe ihm alle Federn aus, auch die kleinsten, und verliere keine davon. Dann lege die Federn in einen Korb und bringe sie zu mir.»
Die Frau dachte, dass es sich um einen alten Brauch handele, und tat, wie ihr geheißen war. Nach kurzer Zeit kam sie mit dem Körbchen voller schwarzer Federn wieder zum Pfarrer. «So», sagte dieser, «jetzt geh langsam durch das Dorf und streue alle drei Schritte ein wenig von den Federn aus und dann steige auf den Kirchenturm, wo die Glocken hängen, und schütte den Rest dort oben auf das Dorf hinab. Dann komm wieder zu mir!»
Die Frau war nach einer Stunde wieder mit dem leeren Korb beim Pfarrer. «Schön», meinte er freundlich, «jetzt gehe durch das Dorf und sammle alle die ausgestreuten Federn wieder in dein Körbchen, aber sieh zu, dass keines fehlt!» Die Frau starrte den Pfarrer erschrocken an und sagte: «Das ist unmöglich! Der Wind hat die Federn in alle Richtungen zerstreut.»
«Siehst du, so ist es auch mit deinen bösen Worten gegangen. Wer kann sie wieder einsammeln und zurücknehmen und ihre Wirkung ungeschehen machen? Denke an die kleinen schwarzen Federn, bevor du Worte zerstreust!»
Halte dein Mund im Zaum
Als Christen sollten wir uns der Wahrheit verschreiben und fragen: Wie würde Jesus reagieren? Würde er lästern, um sich einen Vorteil zu verschaffen? Würde er Gerüchte verbreiten, deren Wahrheitsgehalt zweifelhaft ist? Wohl kaum. Wie kannst du als Christ also erwarten, dass Gott dich segnet, dass er dir Freude im Leben schenkt, dass er dich mit seinem Licht erfüllt, wenn du dich dem Dunklen, dem Bösen anbietest und von ihm ausnutzen lässt?
Kehre um und halte deinen Mund im Zaum. Besser ein Wort herunterschlucken, als Unheil anzurichten.
Sei gesegnet!
„Indem man über andere schlecht redet, macht man sich selber nicht besser“ (Konfuzius, 551 – 479 v. Chr.).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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