Auf einer Brüstung liegt eine Bibel und steht eine Tasse

Zu Gast

Gestern waren wir mit der ganzen Gemeinde zu Gast in einer anderen Gemeinde im Gottesdienst. Er fand statt in einer altehrwürdigen Berliner Gemeinde aus preußischen Zeiten. So manches wirkte in den alten Mauern ungewohnt, aber der gestrige Gottesdienst hat gezeigt, dass man Altes und Neues gut verbinden kann. Die Technik, Deko, Kultur und Sprache passten einfach ins 21. Jahrhundert. 

Wann hat dieses Gebäude es das letzte Mal erlebt, fast bis zum letzten Platz gefüllt zu sein? Das muss lange her sein. 

Neben mir, auf der anderen Seite des Ganges, saßen zwei junge Männer, Anfang / Mitte 20, denke ich, die mich sehr an meine alten Zeiten als Jugendleiter erinnert haben. Sie saugten förmlich jedes Wort auf, waren regelrecht hungrig nach Gott. Bei Gebet und Lobpreis waren sie tief versunken (zumindest ließ das ihre Körpersprache vermuten).

Ich musste daran denken: Wie viele junge (und auch ältere) Leute haben schon einen guten Start mit Jesus hinter sich. Sie haben gute Erfahrungen gemacht, haben Gott wirklich erlebt in ihrem Leben, seine Liebe, seine Fürsorge, sein Eingreifen. 

Dann aber kam irgendwann der Alltag. Es kamen andere Interessen, andere Freunde, neuer Stress – was auch immer – und der Glaube kam in die Abstellkammer. Nicht, weil jemand enttäuscht war oder böse, sondern einfach, weil sich das im Leben so ergab. 

Blaubeer-Muffins

Im Gottesdienst wurde gestern durch die Pastoren gezeigt, wie Blaubeer-Muffins gebacken werden. Es war ein Familiengottesdienst! Da war eine anschauliche Predigt großartig. Es brauchte verschiedene Zutaten, diese mussten gemixt und geknetet werden – und dann ging es ab in den Ofen. 

Tenor der Predigt war es, dass der Teig im Ofen nichts tun muss, außer zu ruhen. Als Bild bedeutet das, dass wir „nur“ in der Gegenwart Gottes bleiben müssen, um Veränderung erleben zu können. Wunderbar. 

Geduldig – bleibe dran

Eines aber brannte mir noch im Herzen: Wir müssen lernen, Geduld zu haben oder noch besser, wir müssen uns schenken lassen, geduldig zu werden. Wer sich vom Geist Gottes erfüllen lässt, der erlebt (um bei dem Bild von gestern zu bleiben), dass aus einem klebrigen Teig ein leckerer Muffin wird, der erlebt, wie er verändert wird. Bleibe dran!

Früchte

Paulus zählt die Früchte auf, die der Geist Gottes in unserem Leben wachsen lassen möchte: „Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung“, so heißt es in Galater 5, 22 (HfA).

Eine dieser Früchte ist die Geduld. Und wie schwierig das gerade damit ist, weiß, denke ich, jeder. Wenn ich einen Teig zu früh aus dem Ofen hole, dann ist er hin. Er wird zusammenfallen, er wird innen noch flüssig sein, er wird unbrauchbar, und ich kann ihn wegwerfen. 

Ich kann leider nicht erwarten, dass ich Christ werde, und alles ist von einer Sekunde zur anderen gut. Wie gerne würde ich alle meine Fehler hinter mir lassen, würde ein friedfertiger, geduldiger, immer liebevoller Mensch sein, der beschwingt durchs Leben geht. 

Alles hat seine Zeit

Aber so, wie es seine Zeit braucht, bis aus Teig Gebäck wird, so braucht es auch Zeit, bis wir von innen nach außen verwandelt werden. Ich als ungeduldiger Mensch bin auf jeden Fall froh, dass Gott uns die Geduld auch als Geschenk präsentiert – und das immer wieder.

Aber es lohnt sich. Wenn ich einen leckeren Muffin esse, dann freue ich mich darüber. Wenn ich merke, wie ich Fortschritte mache, was einen guten Charakter angeht, mein Vertrauen zu Gott, meine positive Lebenseinstellung, dann ebenso. 

Bleibe dran

Bitte heute Gott um zwei Dinge, darum, dass seine Nähe dich verändert und darum, dass er dir Geduld schenkt, wenn dir diese Veränderung nicht schnell genug geht. Bleibe dran und sieh, wie Gott sein Werk an dir tut!

„Geduld heißt: Gott weiß am besten, wann ich an der Reihe bin“(Peter Hahne).

Sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de