Flasche Milch und Bücher

Auch schon in der Pubertät?

Gestern ging es in den Gedanken um das Thema Gebet, also die Frage, wann, wie und warum wir beten. Heute möchte ich noch einen Schritt weitergehen, denn die Frage nach dem Gebet ist auch eine Frage nach unserer geistlichen Reife. Mich hat es einmal sehr erschrocken, als ein anderer Christ mir sagte: „An der Frage, wofür du betest, zeigt sich, ob du ein geistliches Baby bist, ein Teenager oder ein Mann!“ Sich als Baby oder pubertierender Teenager bezeichnen zu lassen, ist wohl für kaum jemanden ein Kompliment. Aber das Thema „groß werden im Glauben“ beschäftigt Christen nicht erst seit gestern. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Ich musste euch mit Milch ernähren statt mit fester Nahrung, die ihr noch nicht vertragen hättet. Und ihr könnt sie wohl auch jetzt noch nicht zu euch nehmen, 3 denn ihr lasst euch noch von eurem alten Ich beherrschen“ (1. Korinther 3, 2-3 NLB).

Bedürfnisse

Milch gibt man Babys – aber irgendwann werden diese größer und bekommen Zähne. Vielleicht fängt man dann an, Brei zu füttern, dann immer festere Dinge. Kaum ein Erwachsener käme auf die Idee, zum Mittagessen nach einer Flasche Babymilch zu fragen. Und Baby-Gläschen essen zwar viele gerne, besonders die mit Obst, aber dann maximal als kleine Leckerei zwischendurch.

Ich hatte nicht ganz verstanden, was das mit dem Gebet zu tun hat. Aber es ist ziemlich einleuchtend – und das Bild mit dem Baby und dem Heranwachsenden passt gut. Ein Baby äußert sich immer, wenn es Bedürfnisse hat und erwartet, dass Mama oder Papa sofort kommen, um dieses Bedürfnis zu stillen.

Das Baby hat Hunger, es schreit. Die Windel ist voll, es schreit. Das Baby will in den Arm genommen werden – es wird sich äußern. Wenn es müde ist, schläft es, und wenn es fröhlich ist, lacht es ebenso, wie es meckert, wenn es sauer ist.

Und natürlich werden gute Eltern ihre Babys nicht schreien lassen (das hat man früher einmal gemacht). So ist ein Christ, der in einem Baby-Stadium ist. Alles dreht sich um ihn und seine Bedürfnisse. Und er erwartet, dass Gott immer sofort zur Stelle ist, um seine Bedürfnisse zu stillen.

Heranreifen

Ein Christ, der heranreift, entwickelt einen anderen Fokus. Er schreit nicht nur ständig zu Gott, wenn er etwas will, er fragt Gott ebenso: „Gott, was willst du von mir?“ Nicht mehr nur: „Gott, du musst etwas für mich tun!“ Sondern: „Gott, was kann ich für dich tun?“

Als ich auf dieses Thema angesprochen wurde, ging ich ein wenig geknickt nach Hause, weil mir aufgefallen ist, dass ein Großteil meiner Gebete noch sehr auf mich fixiert waren. Aber vielleicht ist das schon die geistliche Pubertät, in der ich zwischen meiner Kindheit und dem Erwachsenwerden immer wieder hin und her switche.

Wo stehst du? Bist du ein geistliches Baby, das immer wieder nach seiner Milch schreit? Steckst du mitten in deiner geistlichen Pubertät oder stehst du schon deinen Mann oder deine Frau als Christ? Wie sieht dein Gebetsleben aus?

Gebet

Vater im Himmel, ich erkenne, dass ich oft wie ein kleines Baby schreie, um meine Bedürfnisse befriedigt zu bekommen. Bitte hilf mir, geistlich zu reifen! Ich möchte tun, was du für mich vorbereitet hast, Wege gehen, die du ebnest und ein erwachsener Christ für dich werden, der für die Wahrheit einsteht. Amen.

Sei gesegnet!

„Wenn du wartest, tust du nicht nichts. Du tust etwas; du erlaubst deiner Seele, erwachsen zu werden“ (Mike Yaconelli).

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de