In Geschichten eintauchen
Seit ich Kind war, habe ich gerne gelesen. Ich konnte schon früh in die Welt eintauchen, die sich durch die Geschichten in den Büchern öffnete. Und obwohl ich nach außen hin ein ziemliches Raubein war und besonders meine Klassenkameraden oft unter meiner ruppigen Art zu leiden hatten, berührten mich Romane und Abenteuergeschichten so sehr, dass ich beim Lesen oft Zeit und Raum vergaß.
Waisenkinder
Immer wieder kamen in den Geschichten Kinder vor, die keine Eltern hatten, in Waisenhäusern unter bösen Erziehern leiden mussten und sich danach sehnten, adoptiert zu werden. Berühmt wurde mit solch einer Geschichte Annie, deren Schicksal in New York am Ende nach viel Spannung gut ausgeht.
Das arme Waisenkind, das unser Mitleid anrührt. Waisenkinder sind kleine Geschöpfe, meist etwas schmutzig, die zwar böse Dinge tun, aber nur, um zu überleben – und dann am Ende das Glück haben, einen reichen Gönner kennenzulernen, der sie dann nach vielem hin und her bei sich aufnimmt.
Mit diesem Bild im Kopf ist es nicht leicht zu verstehen, was Gott mit uns gemacht hat. Paulus schreibt: „Aus Liebe hat Gott uns dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden – durch Jesus Christus und im Blick auf ihn. Das war sein Wille und so gefiel es ihm.“ (Epheser 1, 5 GNB).
Hier steht nichts anderes, als dass Gott uns adoptiert hat. Wenn Gott uns aber adoptiert hat, dann waren wir zuvor auch Waisenkinder. Sind wir kleine, schmuddelige Wesen, die mit großen Augen vor unserem Gönner stehen und der sich dann ganz am Ende einen Ruck gibt und sagt: „Na gut, du darfst bei mir bleiben!“?
Gott adoptierte uns
Die englische New International Reader’s Version übersetzt diesen Vers sehr treffend mit: „He adopted us as his children with all the rights children have. He did it because of what Jesus Christ has done. It pleased God to do it.“ (Er adoptierte uns als seine Kinder mit allen Rechten, die Kinder haben. Er tat dies aufgrund dessen, was Jesus Christus getan hat. Es hat Gott gefallen, das zu tun).
Großartige Erklärung! Weil Gott uns liebt, hat er uns angenommen. Aber nicht als Pflegekinder, die zwar in der Familie leben, aber eben nur zur Pflege, als Gäste, sondern als Kinder, die adoptiert wurden und nun alle Rechte haben, die leibliche Kinder auch haben.
Gott hat das getan, obwohl er wusste, wer wir waren, was wir alles schon getan haben (und nicht nur um zu überleben), was für böse Parts wir auch in unseren Herzen haben, wo wir ihn enttäuschen werden, wo wir uns abwenden, pubertieren, rebellieren. Und es gefiel ihm, und es gefällt ihm bis heute.
Gott hat seine Entscheidung nie bereut. Ganz gleich, wie dein Leben oder wie dein Glaube gerade läuft. Gott steht zu dir, er hat dich adoptiert, wenn du sein Angebot angenommen hast. Er setzt dich nicht bei der nächsten Enttäuschung auf die Straße, sondern steht zu dir, nicht nur wie zu seinem eigenen Kind, sondern, weil du sein Kind geworden bist!
Verwechsle nie deine Selbstwahrnehmung mit der Tatsache, dass du von Gott angenommen wurdest! Du bist sein Kind, mit allem, was dazugehört. Das nenne ich mal Gnade …
Gebet:
Gott, danke, dass du mich adoptiert hast, dass ich wirklich dein Kind bin, mit allen Rechten. Bitte hilf mir, auch wirklich in deine Familie hineinzuwachsen, damit ich auch alle Pflichten annehme, die ich als Kind habe. AMEN
Sei gesegnet!
„Glaube ist: in der Tatsache zu ruhen, dass ich nicht nur auf Probe von Gott angenommen bin“ (Pamela Reeve).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de