Meinschen feiern - Lobpreis

Ziel: Jugendkreis

Ende der 90er Jahre habe ich angefangen, in der Kirche zu arbeiten und musste ziemlich schnell feststellen: Berlin ist nicht Jerusalem und heute ist nicht vor 2000 Jahren. Ich begann, mich mit in den Konfirmanden-Unterricht einzubringen, mit dem Ziel, einen Jugendkreis zu gründen.

Das gelang auch ziemlich schnell. Aber ich musste erleben: Je mehr Jugendliche Schritte im Glauben machten, desto größer wurde der Gegenwind. Eine Mutter rief zum Beispiel irgendwann bei der Pfarrerin an und beschwerte sich darüber, dass neben dem Bett ihrer Tochter neuerdings eine Bibel liegen würde und dass die Tochter darin sogar regelmäßig lesen würde. Ihre Anfrage war: Was macht der Ferrary da Merkwürdiges im Jugendkreis?
 

Glaube ein wichtiger Teil des Lebens

Für viele der Kids damals wurde der Glaube ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie brachten sich schnell mit ein, wenn es zum Beispiel darum ging, Jugendgottesdienste zu planen und zu feiern. Dadurch wurden diese wirklich „jugendgemäß“, sodass schnell Freunde von außerhalb als Gäste kamen. 
 
Das wiederum erregte Aufsehen – nicht immer nur positives.  Das Motto lautete ungefähr: Wenn Kirche „Erfolg“ hat und Menschen – besonders junge Menschen – vermehrt kommen, dann kann da etwas nicht stimmen. 
 
Ganz schwierig wurde es, als die Jugendlichen auch noch anfingen, selber zu beten, denn Gott schenkte uns Gebetserhörungen. Viele führten damals ein Gebets-Tagebuch, das ihnen vor Augen führte, auf wie viele ihrer Gebete sie Antwort bekamen. Das motivierte sie zu noch mehr Gebet.
 
Gott schenkte auch Wunder: Probleme verschwanden, Ausbildungsstellen wurden gefunden, Streit versöhnt, aber auch Kranke geheilt und noch so einiges mehr. Und nun war das Maß des Erträglichen anscheinend erreicht. So etwas ging doch nun wirklich nicht.
 
Alles Erklären und biblische Aufzeigen half nichts. Ich wurde ernsthaft aufgefordert, den Jugendkreis auf ein „Normalmaß“ zurückzufahren. Also kündigte ich. 
 

Ansehen

Als bei den ersten Christen Gebete erhört wurden und Wunder geschahen, wuchs das Ansehen der Gemeinde in der Stadt. Nachzulesen ist das in der Apostelgeschichte 2, 43 (HfA): „Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott erfüllte alle Menschen in Jerusalem, und er wirkte durch die Apostel viele Zeichen und Wunder“.
 
Die Menschen kurz nach Jesu Auferstehung glaubten anscheinend daran, dass Gott übernatürlich eingreift und waren tief bewegt – nicht nur die Christen, „alle Menschen in Jerusalem“ heißt es. Gläubige Menschen, die ihren Glauben ernst nahmen und ein Gott, der Wunder schenkte – das ließ die Ehrfurcht der Menschen in der Stadt wachsen – und somit auch zahlenmäßig die Gemeinde. 
 
Heute ist es eher so, dass Gemeinden, in denen die Menschen ihren Glauben ernstnehmen, in denen Wunder und Zeichen geschehen und die dann auch noch wachsen (zahlenmäßig, aber auch an Reife der Menschen) eher schief angeschaut werden. Heute wird man schnell misstrauisch, wenn von Heilungen die Rede ist.
 

Meine Frage ist:

Waren die Menschen vor fast 2000 Jahren naiver oder sind wir heute vielleicht verblendeter, dass wir Gott nicht zutrauen, dieselben Dinge zu tun
wie damals? Dabei schreibt David schon in Psalm 77, 15 (HfA): Du bist der Gott, der Wunder tut.
 
Schade, dass wir es verlernt haben, uns danach auszustrecken und zu erleben, dass Gott derselbe ist, wie damals. Vielleicht sollten wir seinem Wirken wieder eine größere Chance geben in unserem Leben.
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de