Mohr - Weise aus dem Morgenland

Die Weisen aus dem Morgenland

Die Weisen aus dem Morgenland haben es vor einigen Wochen bis in die deutschen Zeitungen geschafft, als das Ulmer Münster bekannt gab, die Gemeinde würde die Krippenszene umgestalten, weil die Darstellung eines schwarzen Königs rassistisch sei. Ich persönlich halte diese Diskussion für überflüssig, denn ich denke, es soll einfach signalisiert werden, dass es Weise aus der ganzen Welt waren, also auch farbige Menschen. 

Im griechischen Urtext der Bibel werden die drei Jungs übrigens weder Weise noch Könige genannt – auch nicht Sterndeuter, sondern Μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν („Magier aus dem Osten“).  

Auch wird nirgends in der Bibel die Anzahl genannt. Es heißt lediglich, dass es Männer gab, die einen Stern am Himmel sahen und daraus deuteten, es müsse ein neuer König in Israel geboren worden sein. Das war nichts Ungewöhnliches. Da der Begriff Magier eben für Zauberer oder Sterndeuter verwandt wurde, passt m. E. der Begriff Sterndeuter ganz gut.

Entdeckung eines Sterns

Es wäre aber eine unnötige Diskussion, ob es nun drei waren oder nicht, ob es Könige waren oder nicht – wichtig ist eine andere Tatsache, die in unser Leben sprechen sollte. Die Männer hatten einen besonderen Stern am Himmel entdeckt und hatten sich so aufgemacht, diesen neuen König der Juden zu suchen. Matthäus verwendet den Begriff „König der Juden“ immer nur, wenn es um Heiden, also um Andersgläubige ging. Es waren also alles andere als fromme Juden. 

Sie müssen sehr angesehen gewesen sein, denn sonst hätte Herodes weder von ihnen gehört, noch sie für voll genommen und in seinen Palast eingeladen. Magier, Zauberer und Sterndeuter gab es damals viele. Diese angesehenen, sicherlich intellektuellen Menschen kommen also – geleitet von einem Stern – nach Bethlehem und finden in einem Stall ein Baby zwischen Tieren und Dreck. 

Anbetung

Aber just in diesem Moment kommt ihnen eine Erkenntnis, die ihr Leben verändern sollte. Das es heißt: „Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria, sanken vor ihm auf die Knie und beteten es an“ (Matthäus 2, 11 NLB). Noch einmal: Diese Männer hatten mit dem jüdischen Glauben nichts am Hut. Sie suchen einen König, sehen ein Baby in einer alles andere als romantischen Szene und finden mit ihm den Sohn Gottes. 

Und als Folge fallen sie auf ihre Knie und beten das Baby an. Auch hier lohnt sich der Blick in den griechischen Originaltext. Für das Wort anbeten verwendet Matthäus das griechische Wort προσκυνέω (prokyneo). Dieses Wort wird sonst nur verwendet, wenn es um die Anbetung Gottes geht. Die Sterndeuter beten das Baby also genauso an, wie die Juden Gott anbeteten. Sie erkennen Jesus und beten ihn als Gott an.

Es wird nicht gesagt, ob oder was in dieser Szene gesprochen wurde. Es gibt nur diese Geste, dass die Sterndeuter auf ihre Knie gehen. Anbetung bedeutet für manche ein Musikstil oder einen Teil im Gottesdienst. Die Magier aus dem Osten hatten aber weder einige Loblieder dabei, noch eine Liturgie in der Tasche. Anbetung ist eine Herzens-Einstellung. Anbetung bedeutet aus dem Wort heraus die „betende Verehrung Gottes“.

Anbetung bedeutet das, was die Weisen getan haben, demütig werden vor Gott, sein Herz öffnen, Gott sagen, dass er Gott für mich ist, ihn hochheben, loben, ehren, an die erste Stelle setzen. Wir tun gut daran zu tun, was die Sterndeuter uns vormachten: Jesus, dem Sohn Gottes die Ehre zu geben. Nicht ein hilfloses kleines Baby in einem dreckigen Stall zu sehen, sondern den König der Welt – und dann vor ihm niederzufallen und ihm die Ehre zu geben.

Lobpreis, das ist eine immer wiederkehrende tägliche Entscheidung in meinem Leben – zum einen, es aktiv zu tun, indem ich mir Zeiten nehme, in denen ich anbete, aber auch, indem ich ein Leben lebe, dass meinen Herrn ehrt. Deswegen ist Anbetung ein Lebensstil, denn beides ist ebenso wichtig – das aktive Gebet, als auch ein Gott ehrendes Leben.

Danke weise Jungs!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de